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03.03.2016

Regisseur

wfilm_dasradikalboese_stefanru Stefan Ruzowitzky

1961 geboren in Wien

Studium der Theaterwissenschaft und Geschichte an der Universtät Wien

Arbeitete als Journalist für das österreichische Fernsehen

Für sein Kinodebüt „Tempo“ (1996) erhält Stefan Ruzowitzky den Max Ophüls Förderpreis 1997. „Die Siebtelbauern“ (1997/98) wird zum internationalen Festivalerfolg, gewinnt den „Tiger Award“ in Rotterdam und ist unter anderen auch auf dem New York Film Festival präsent. Über zwei Millionen Zuschauer sind 2000 allein in Deutschland von dem Medizin-Thriller „Anatomie“ begeistert und „Hexe Lilli“ wird 2009 zum erfolgreichsten deutschen Kinderfilm. Das eindringliche KZ-Drama „Die Fälscher“ feiert auf der Berlinale 2007 seine Uraufführung.

 

Filmographie (Auswahl)

2011/2012: „Deadfall"
2007/2008: „Hexe Lilli - Der Drache und das magische Buch"
2006/2007: „Die Fälscher"
2002: „Anatomie 2"
2000/2001: „Die Männer ihrer Majestät"
1999: „Anatomie"
1997/1998: „Die Siebtelbauern"
1996: „Tempo"

 

Interview

Sie haben einmal gesagt, dass die Geschichten Ihrer Filme immer Sie gefunden haben. Wie sind Sie denn von dieser Geschichte gefunden worden?

Der Film ist aus einem Abwehrkampf heraus entstanden. Die Idee, eine Dokumentation über die sogenannten Einsatzgruppen zu drehen, wurde an mich herangetragen – und ich habe mich lange dagegen gewehrt. Ich sagte dann, wenn, dann würde ich an ein solches Projekt psychologisch herangehen, mit dem Ansatz von Christopher Browning etwa. Auf das Buch von Browning „Ganz normale Männer“ und ähnliche Arbeiten bin ich bei den Recherchen zu „Die Fälscher“ gestoßen, und dieser psychologische Ansatz hat mich interessiert. Als Geschichtenerzähler, der ständig angewandte Psychologie betreibt, hat mich der Versuch fasziniert, zu ergründen, wieso ganz normale Menschen so schlimme Verbrechen begehen konnten. Welche Mechanismen sind da wirksam geworden, dass ein hochkultiviertes Volk so in die Barbarei abdriftete?

Die Täter kommen in Ihrem Film ausführlich vor. Woher stammen ihre Aussagen?

Das erste Mal konfrontiert wurde ich mit den Aussagen durch das Buch von Harald Welzer „Täter. Wie aus ganz normalen Familienvätern Massenmörder werden“, und ich habe in weiteren Büchern und Archiven auch viele andere Aussagen gefunden. Wir leben ja in einer Zeit, in der es immer weniger Zeitzeugen gibt. Zeitzeugen gelten in der Geschichtswissenschaft als durchaus problematisch – und je länger die Dinge zurück liegen, von denen sie berichten, um so problematischer wird es. Als studierter Historiker finde ich es manchmal geradezu unseriös, wie man in Dokumentarfilmen sehr alte Menschen über eine lange zurückliegende Zeit reden lässt, in der sie noch sehr jung waren. Aber selbst wenn es die Täter noch gegeben hätte, wären sie wahrscheinlich nicht zu einem Interview bereit gewesen – oder sie hätten zumindest nicht so offen gesprochen wie in den Protokollen oder ihren damaligen Briefen und Tagebüchern.

Ist die Konzentration auf die Täter und der Verzicht auf Zeitzeugen, auf Opfer, auch eine bewusste Abkehr von einer bestimmten Form des Dokumentarfilms?

Natürlich. Claude Lanzmann hat jetzt einen neuen Film in Cannes vorgestellt mit einem Interview, das er vor 40 Jahren geführt hat. Aber es liegt auch in der Natur des Themas. Die schreckliche Dimension der Verbrechen der Einsatzgruppen ist ja auch deshalb so wenig bekannt, weil es kaum überlebende Opfer gibt, die darüber berichten konnten, anders als das etwa bei Mauthausen, Auschwitz oder Dachau der Fall war. Die Einsatzgruppen sind generalstabsmäßig von einem Dorf zum anderen gezogen und haben alle Juden umgebracht. Das kommt ja auch im Film vor: dass es in Bibrka keinen überlebenden Juden gab, alle sind massakriert worden.

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